Expand-Care Pilotstudie
Hintergrund
Im höheren Alter können Menschen durch chronische Erkrankungen und Pflegebedürftigkeit komplexe Versorgungsbedarfe entwickeln. Um diese Menschen zu pflegen, ist eine hohe klinische Kompetenz bei Pflegefachpersonen erforderlich, die zum Beispiel durch eine akademische Ausbildung erworben werden kann. Besonders in der stationären Langzeitpflege besteht Bedarf, es fehlen aber noch konkrete Einsatz- und Rollenprofile für akademische Pflegefachpersonen.
Im ersten Abschnitt des Expand-Care Projekts wurde in einem mehrstufigen Verfahren unter Beteiligung relevanter Stakeholder eine Intervention entwickelt, mit der die personenzentrierte Versorgung in Pflegeeinrichtungen durch akademisch oder vergleichbar qualifizierte Pflegefachpersonen unterstützt werden soll. Dafür wurden vier Kompetenzbereiche erarbeitet:
- Umgang mit chronischen und geriatrischen Erkrankungen
- Empowerment und Kommunikation mit Bewohnerinnen und Bewohnern
- Aufbau und Pflege eines personenzentrierten Versorgungsnetzwerks
- Organisation / Einrichtung
Zur Umsetzung dieser Kompetenzbereiche sind Handlungsfelder, Prozesse, Instrumente und Kompetenzdomänen (Wissen und Fähigkeiten der Pflegefachpersonen) beschrieben. Schwerpunkt in der Pilotstudie sind bewohnernahe Aufgaben in den Kompetenzbereichen 1 und 2. Damit ist ein neues Rollenprofil für akademische Pflegefachpersonen als Intervention definiert:
PEPA – Pflegefachperson mit erweiterten Kompetenzen für personenzentrierte Pflege in der Altenpflege
Abb. 1: Kompetenzbereiche und Handlungsfelder der Expand-Care Intervention.
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Zielsetzung
Zielsetzung der Pilotstudie ist, potenzielle Effekte der Einführung dieses Rollenprofils auf der Ebene der Bewohnerinnen und Bewohner und auf der Ebene der Pflegefachpersonen zu erkunden.
Abb. 2: Ablauf der Pilotstudie. (LPZ: stationäre Langzeitpflegeeinrichtung; t0, t1, t2: Zeitpunkte der Datenerhebung.)
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Methoden
In 12 Pflegeeinrichtungen im Raum Lübeck und Hamburg wird eine Pilotstudie mit insgesamt 180 teilnehmenden Bewohnerinnen und Bewohnern durchgeführt. Die Pflegeeinrichtungen werden zu gleichen Teilen per Zufallsauswahl auf zwei Gruppen verteilt (Interventionsgruppe und Kontrollgruppe). In der Interventionsgruppe wird in jeder Pflegeeinrichtung eine Pflegefachperson als PEPA arbeiten und die Intervention umsetzen. Um die besonderen Aufgaben durchführen zu können, erhält die teilnehmende Pflegefachperson eine umfassende Fortbildung (300 Stunden) mit theoretischen und praktischen Anteilen. Zu drei Zeitpunkten werden in allen Pflegeeinrichtungen im Abstand von drei Monaten Daten von den teilnehmenden Bewohnerinnen und Bewohnern erhoben. Dazu gehören beispielsweise Indikatoren für die Versorgungsqualität (Nutzung von Bereitschafts- und Rettungsdienst, Krankenhauseinweisungen), die gesundheitsbezogene Lebensqualität und die subjektiv wahrgenommene Qualität der Pflege. Mit Pflegefachpersonen werden Interviews und Befragungen zu ihren Kompetenzen, der Umsetzung der Intervention und den wahrgenommenen Effekten auf die Pflegequalität geführt. Zusätzlich wird eine ökonomische Evaluation durchgeführt.
Diskussion
Expand-Care ist die erste Studie, die in Deutschland die Einführung eines neuen Rollenprofils für Pflegefachpersonen mit erweiterten Handlungskompetenzen in der stationären Langzeitversorgung untersucht. Die Ergebnisse können den bedarfsorientiertem Einsatz von Pflegefachpersonen mit verschiedenen Qualifikationsprofilen unterstützen und so dazu beitragen, die personenzentrierte Versorgung von Bewohnerinnen und Bewohnern zu sichern.