Hintergrund

Ein höheres Alter ist mit zunehmender Multimorbidität verbunden, einschließlich chronischer Erkrankungen und akuter Verschlechterung des Gesundheitszustandes. Das kann zu einem erhöhten und komplexeren Pflegebedarf führen. Bewohnerinnen und Bewohner von Langzeitpflegeeinrichtungen werden häufiger in Notaufnahmen oder Krankenhäuser verlegt als Menschen mit vergleichbarem Gesundheitszustand, die zuhause leben. Um den steigenden Anforderungen in der Pflege dieser Personengruppe gerecht zu werden, wurde der Bedarf an höher qualifizierten Pflegekräften erkannt und seit 2003/2004 in Deutschland eine akademische Ausbildung für Pflegekräfte etabliert. Bisher arbeiten jedoch nur wenige akademische Pflegefachpersonen in Langzeitpflegeeinrichtungen, und mögliche Rollen sind unklar. Ziel der Expand-Care-Studie ist es, mögliche Auswirkungen der Implementierung eines neu definierten Rollenprofils (inkl. Kompetenzen, Aufgaben, Instrumenten und Unterstützungsprozessen) akademischer Pflegekräfte in Langzeitpflegeeinrichtungen zu untersuchen.

Methoden

Eine Pilotstudie mit einem cluster-randomisierten, kontrollierten Design wird in 11 Pflegeeinrichtungen durchgeführt, mit dem Ziel, 15 Bewohnerinnen und Bewohner und eine akademische Pflegefachperson pro Einrichtung einzuschließen. Die Datenerhebung erfolgt zu drei Zeitpunkten, t1 findet drei Monate und t2 sechs Monate nach der Baseline-Erhebung und Randomisierung statt. Wichtigste Ergebnisdomänen auf der Ebene der Bewohnerinnen und Bewohner sind Inanspruchnahme von Versorgung, wie Krankenhausaufenthalte und Rettungsdiensten, sowie Lebensqualität (distale Outcomes). Proximale Outcomes sind klinische Outcomes (z. B. Symptombelastung), körperliche Funktionsfähigkeit (z. B. Selbstversorgung und Gesundheitsverhalten und -management) und Bereitstellung von Pflege (Personenzentriertheit der Pflege). Safety-outcomes auf Bewohnerebene sind Mortalität, unerwünschte Ereignisse und Änderungen des Pflegegrades. Auf der Ebene der Pflegefachpersonen werden die Wahrnehmung ihrer beruflichen Rolle, erworbene Kompetenzen und die Umsetzung rollenbezogener Aufgaben erhoben. Kontextfaktoren umfassen Attribute der Pflegefachperson (z. B. Qualifikationsniveau, Motivation), Attribute der Intervention (z. B. Zufriedenheit, Durchführbarkeit) und Attribute der Organisation (z. B. wahrgenommene Unterstützung durch die Pflegedienstleitung). Die Randomisierung erfolgt auf Ebene der Pflegeeinrichtungen stratifiziert nach zwei Untersuchungsregionen. Aufgrund der Interventionscharakteristika ist eine Verblindung nur bei Datenerhebenden möglich. Neben der Hauptstudie wird eine ökonomische Evaluation durchgeführt, die den Ressourcenverbrauch auf der Ebene der Bewohnerinnen und Bewohner (Inanspruchnahme der Gesundheitsversorgung, z. B. Allgemeinmediziner, Physiotherapie) und auf der Ebene der Pflegefachpersonen (z. B. Zeitaufwand der Pflegekräfte für Bildungsprogramme und Training on the Job) umfasst.

Ethik und Veröffentlichung

Die Ethikkommissionen der Universität zu Lübeck (Nr. 22-162) und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (Nr. 2022-200452-BO-bet) haben die Expand-Care Studie genehmigt. Eine informierte Einwilligung ist Voraussetzung für die Teilnahme. Die Studienergebnisse werden in Fachzeitschriften, auf Konferenzen und in lokalen Netzwerken von Gesundheitsdienstleistern veröffentlicht.

Registrierungsnummer der Studie

DRKS00028708

Den englischen Volltext finden Sie hier.

Silies KT, Vonthein R, Pohontsch NJ, et al. Expanded nursing competencies to improve person-centered care for nursing home residents with complex health needs (Expand-Care): study protocol for an exploratory cluster-randomised trial. BMJ Open 2023;13:e=72955. doi:10.1136/bmjopen-2023-072955.

Introduction

Older age is associated with multimorbidity, chronic diseases and acute deteriorations and leads to complex care needs. Nursing home residents are more often unnecessarily transferred to emergency departments or hospitals than community dwellers—largely due to a lack of qualified staff and diffusion of responsibility in the institutions. In Germany, only few academically trained nurses work in nursing homes, and their potential roles are unclear. Therefore, we aim to explore feasibility and potential effects of a newly defined role profile for nurses with bachelors’ degree or equivalent qualification in nursing homes.

Methods and analysis

A pilot study (Expand-Care) with a cluster-randomised controlled design will be conducted in 11 nursing homes (cluster) in Germany, with an allocation ratio of 5:6 to the intervention or control group, aiming to include 15 residents per cluster (165 participants in total). Nurses in the intervention group will receive training to perform role-related tasks such as case reviews and complex geriatric assessments. We will collect data at three time points (t0 baseline, t1 3months and t2 6months after randomisation). We will measure on residents’ level: hospital admissions, further health services use and quality of life; clinical outcomes (eg, symptom burden), physical functioning and delivery of care; mortality, adverse clinical incidents and changes in care level. On nurses’ level, we will measure perception of the new role profile, competencies and implementation of role-related tasks as part of the process evaluation (mixed methods). An economic evaluation will explore resource use on residents’ (healthcare utilisation) and on nurses’ level (costs and time expenditure).

Ethics and dissemination

The ethics committees of the University of Lübeck (Nr. 22-162) and the University Clinic Hamburg-Eppendorf (Nr. 2022-200452-BO-bet) approved the Expand-Care study. Informed consent is a prerequisite for participation. Study results will be published in open-access, peer-reviewed journals and reported at conferences and in local healthcare providers’ networks.

Trial registration number

DRKS00028708.

Full text is available here.

Silies KT, Vonthein R, Pohontsch NJ, et al. Expanded nursing competencies to improve person-centred care for nursing home residents with complex health needs (Expand-Care): study protocol for an exploratory cluster-randomised trial. BMJ Open 2023;13:e072955. doi:10.1136/ bmjopen-2023-072955.